Donnerstag, 14. Dezember 2017

Zwei Welten

Ich lebe hier in zwei Welten, ganz klar.

Ich lebe in einem richtigen Standard Schweden-Haushalt, drei blonde Kinder, gelbes Holzhaus, kleiner Garten, ruhige Wohngegend, alle fahren Fahrrad, man spielt Innebandy, Buttermesser und Käsehobel sind die wichtigsten Küchenutensilien, die wunderschönste, klischeehafteste Sommerstelle die man sich vorstellen kann, man heisst Erik, Ylva, Frida, Tove. Es ist wirklich genauso wie man sich es vorstellen würde.

Doch dann geh ich in die Schule und es fühlt sich vollkommen unrealistisch an zu wissen, dass ich nur 1 km von Zuhause weg bin. Manchmal wird arabisch gesprochen, meistens aber doch schwedisch. Es ist ganz klar ein anderes schwedisch, ich würde es mal mit dem Berlin-Neukölln-Deutsch vergleichen. Man merkt, dass gut die Hälfte der Schüler hier nicht in Schweden geboren ist. Und der Rest ist zwar in, aber nicht zwischen Schweden aufgewachsen.

Man geht hier eher getrennte Wege. Ich würde nicht direkt sagen, dass die Integration gescheitert ist, denn es gibt kaum Probleme und das Bild, dass die rechtspopulistischen Schweden-Demokraten von dieser Stadt malen wollen ist einfach nur falsch. Jedoch ist Segregation hier definitiv Alltag.

Es heißt "wir" und "die anderen". Und das von beiden Seiten, von Schweden und Einwanderern, Nicht selten enden Geschichten, die ich hier in der Schule höre, mit einem spaßig verächtlichen "Svenskarna..." also sinngemäß "Ach die Schweden...". Ob meine Gastfamilie Schweden sind, wurde ich gefragt. Also so richtig und komplett? Man ist verwundert. Man stellt infrage warum denn ein Priester der Schwedischen Kirche in den Unterricht kommt, wenn da eh niemand Mitglied ist und die allgemein "komisch" sind. Dass mehr als 60% der Bevölkerung dieser Kirche angehören weiss man scheinbar nicht.

Religion spielt hier eine große Rolle. Die meisten Einwanderer sind Assyrer/Syrianer und gehören verschiedenen Strömungen des Christentums an. Hass gegen Juden, Muslime, Homosexuelle, das ist hier definitiv noch ein Problem. Erste diese Woche wurden die Regenbogenfahnen, die jetzt in der Rezeption hängen, mit vielen kritischen Blicken und einem Hauch von Hass und Abscheu betrachtet. Was hier manche im Relgionsunterricht zum Thema Judentum von sich gegeben haben, hätte in Deutschland mindestens zu einem Gespräch mit dem Schulleiter, wenn nicht gar zu einer Anzeige geführt.

Zwischen den Schweden und den Einwanderern gibt es kaum Probleme, man verliert kaum ein böses Wort über einander. Die größten Konflikte bestehen hier unter den Einwanderern. Zentral ist dabei der Streit ob man Assyrer oder Syrianer (exakt dasselbe Volk, nur unterschiedliche Namen) und Anhänger der dazugehörenden Fußballteams ist.

Zurück zum Thema Segregation: Kein Schwede würde sein Kind jemals an meine Schule schicken, kein Schwede jemals nach Hovsjö oder Ronna ziehen. Wo ich jetzt wohne gibt es wiederum nur Schweden. Die Schweden, die es hier gibt, kennen sich so gut wie alle untereinander und sind eine Gemeinschaft für sich. Bei den Kindern und Jugendlichen ist es zumindestens schon viel gemischter, was Hoffnung für die Zukunft gibt.

Ja, jetzt hab ich irgendwie den Faden verloren, aber was ich eigentlich sagen wollte:
Es funktioniert, man lebt friedlich nebeneinander, aber von einer glücklichen, bunten, toleranten Multikulti-Gesellschaft ist man auch hier noch ein ganzes Stückchen entfernt.

Montag, 4. Dezember 2017

Wochenenden

Das meiste wirklich spannende spielt sich bei mir hier inzwischen an den Wochenenden ab. An den Wochentagen hab ich zwar auch relativ viel Freizeit aber der Jahreszeit geschuldet fühlt sich alles nach 15.00 Uhr wie Nacht an und man bekommt nichts Produktives auf die Reihe. Dafür bin ich an den Wochenenden umso aktiver.

Wir sind hier zum Beispiel gerade dabei das Badezimmer zu renovieren und dementsprechend führt uns der ein oder andere Ausflug zu K-Rauta, einer schwedischen (oder eher finnischen) Baumarktkette. Auch Frida, die vor einem reichlichen Monat ausgezogen ist und deren Zimmer ich jetzt bewohne, haben wir schon in ihrer neuen Wohnung "på söder" besucht. Letztes Wochenende hab ich zum ersten Mal in meinem Leben Holz gehackt (ohne mich zu verletzen möchte ich stolz hinzufügen) und konnte mich daraufhin drei Tage lang kaum bewegen. Diesen Samstag sind wir dann zu einem großen "Loppis", eine Art Flohmarkt, gefahren. Dort kann man alles, von Möbeln über Bücher bis hinzu nutzlosem Kleinkram für recht billiges Geld kaufen. Zufällig haben wir dann ausgerechnet dort endlich ein Sofa für Frida gefunden.

Ein einziges trauriges Bild vom Loppis, ein lustigeres folgt bald

All diese "Ausflüge" nutzt Julian, ein Freund von Josef und inzwischen halb adoptiert, als Möglichkeit um Autofahren zu üben. Im Gegenteil zu Deutschland darf man in Schweden nämlich mit seinen Eltern oder anderen Personen mit Führerschein das Autofahren üben. Von allem Aktivitäten kommen wir dann meistens so 15.00 Uhr zurück, es wird dunkel und man verlässt das Haus nicht mehr. Da gibt es dann also meistens Lunch, dass standardmäßig aus Obst, Fil (eine Art saurer Joghurt) und Müsli besteht, dazu eine Schnitte. Direkt im Anschluss gibt es dann Kaffee/Tee und irgendein Fikabröd. Julian bleibt fast immer mit da, isst mit uns Abendessen und macht sich dann auf den Weg zur Arbeit. An den Abenden hatten wir schon zweimal Freunde zu Besuch und haben auch schon Film geschaut.

An Sonntagen geh ich eigentlich immer zum Gottesdienst und zur anschließenden Fika. Da trifft man dann die meisten wieder, mit denen man schon am Freitagabend bei UG war. Gestern zum ersten Advent war es ein besonders schöner Gottesdienst und die Kapelle war übervoll. Wie so oft hat der Jugendchor (der aus fünf Stimmen plus Gitarre, Klavier und Cajon besteht) gesungen und damit wie immer meinen Lieblingsteil des Gottesdienstes dargestellt. Ich kenne alle fünf und sie spielen wirklich wundervoll zusammen, besonders Ruben, der einfach unglaublich talentiert ist. Da sie selbst  die Lieder wählen dürfen sind es immer unsere Lieblingslieder von UG, die ich inzwischen auch kenne und mitsingen kann.

Außerdem war gestern das zweite Konfa-Treffen, was dazu führte, dass ich den ganzen Tag ausgeplant war. Auch wenn ich selbst nicht konfirmiert bin, habe ich mich hier angemeldet um "Leiter" (???) zu werden. Nach einem Wochenende im Oktober währenddessen wir selber zu guten Ausbildern geschult wurden, darf ich mich jetzt offiziell Konfa-Ledare nennen. (Ledare könnte man zu Führer übersetzen aber auf deutsch klingt das einfach falsch ¯\_(ツ)_/¯)

Gestern war dann also das zweite Konfa-Treffen mit den neuen Konfirmanden und nach verschiedenen Teambildenden Aktivitäten und einer kurzen Andacht waren wir dann gegen 16.00 Uhr fertig und nach etwas Aufräumen und Nachbesprechung war ich dann kurz vor 17.00 Uhr zuhause.


Jap, das wars dann auch erstmal wieder von mir, 
machts gut,
Miele


Ein bisschen Weihnachtsstimmung aufm Sergels Torg 

Montag, 27. November 2017

Besuch in Spånga

Vor einigen Freitagen (3???) stand der erste große Familienbesuch auf dem Plan. Tove hatte Geburtstag, wer genau das ist, weiss ich bis heute nicht wirklich. Jedenfalls sind Karin und ich an jenem Freitagnachmittag nach Spånga, einem nördlichen Vorort von Stockholm gefahren. Der Pendeltåg war verdammt voll, denn am selben Abend sollte Schweden in der Friends-Arena gegen Italien und schockierenderweise sogar gewinnen.

In Spånga angekommen und nach einer kurzen Busfahrt waren wir dann in einem Wohngebiet angekommen und als wir das Haus betraten standen schon so viele Paar Schuhe im Eingang, dass mir plötzlich klar wurde, dass das nicht nur "ein paar neue Leute" sind, die ich da kennenlernen werde.

Zum Glück waren alle supernett und haben es mir nicht übel genommen, wenn ich mehr als einmal nach dem Namen fragen musste. Mir wurde das Haus gezeigt, ich hab mich mit einigen Personen etwas länger unterhalten und dann gab es auch schon ein sehr vegetarier-freundliches Abendessen. Anschließend machte sich dann die Jugend (locker die Hälfte der Gäste war unter 20???) auf in die obere Etage des Hauses um dorte Film zu gucken oder einfach nur Mist zu reden :D. Außerdem haben wir mit Joseph, meinem Gastbruder, der in Småland wohnt, geskyped.

Es war echt megalustig und ich freu mich schon auf Weihnachten, welches wir alle zusammen auf Gotland feiern werden.

Dienstag, 21. November 2017

Dunkelheit

Schon seit meiner Ankunft hier werde ich von allen gewarnt: Vor der Dunkelheit im Winter. Ist ja nicht so als ob ich das nicht wüsste oder als wär es in Deutschland im Winter nicht auch ziemlich dunkel, aber trotzdem war ich etwas besorgt, da ich schon von Deutschland weiss, dass mir das ziemlich zu schaffen macht.

Jetzt sind wir 2/3 durch den November durch und ich muss sagen: Es ist wirklich verdammt dunkel.
Auch wenn sich die Sache höher im Norden noch extremer gestalten muss, fühlt es sich schon für mich an, als würden wir hier in ewiger Nacht leben. 95% der Zeit in der es hell ist verbringt man in der Schule und selbst dann ist es meistens nur pseudo-hell. Wenn die Sonne nicht gerade mit voller Kraft ballert (bis jetzt an zwei Tagen der Fall gewesen) ist "Dämmerung" schon das höchste der Gefühle um den Zustand da draußen zu beschreiben. 

Dauerhafte Müdigkeit und extreme Trägheit sind die Folge. In Stockholm war ich seit Wochen nicht mehr und eigentlich will man sobald es dunkel ist nur nach Hause und ins Bett. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass es mir deutlich besser geht als in Deutschland zur Winterzeit. Das dürfte wohl zum allergrößten Teil daran liegen, dass der in Deutschland stets präsente Schulstress für mich hier faktisch nicht existiert und dass ich, bis auf donnerstags, nie wirklich vor 8.00 Uhr morgens aufstehen muss.

Die Sonne ging hier heute 15.12 Uhr unter, morgen dann schon 15.10 Uhr und das geht dann noch einen Monat so weiter. Es gibt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes Lichtblicke. Zum einen bin ich heute früh in einer weiss bepuderten Welt aufgewacht und inzwischen kann man fast von einer geschlossenen Schneedecke sprechen. Zum Anderen ist die Adventszeit mit all ihren Lichtern nur noch ein paar Mal schlafen entfernt.

Stockholm bei Nacht. Oder war es doch erst 16.00???



Liebe Grüße von mir,
Emilia



Welch ein Erwachen

Montag, 20. November 2017

Angekommen pt. 3

Well, das mit den regelmäßigen kurzen Einträgen klappt jetzt auch nicht so optimal...

Es ist nicht so, dass ich hier nichts mache oder nix Spannendes passiert, aber ich kann einfach nichts darüber schreiben. Auch Deutsch fühlt sich inzwischen falsch an und mein Kopf bekommt keine ordentlichen Sätze zustande.

Wie gesagt, es gibt viel zu erzählen und ich werde jetzt mal mit dem anfangen, was am weitesten zurück liegt.

Aaaalso, vor drei Wochen sind wir am Wochenende zum Sommerhaus meiner Gastfamilie gefahren, welches sich zwei Auto-Stunden von hier entfernt, nördlich von Uppsala befindet. Es befindet sich relativ nah an einem See (inklusive Paddelboot) und ist zwar etwas einfacher gehalten, aber trotzdem sehr schön. Der Tag war dann aber doch mehr von Arbeit geprägt, da es galt alles wintersicher zu machen. In fünf Lagen Klamotten aber zum Glück ohne Regen galt es dann also durch den Wald zu stapfen und das Boot aus dem Wasser zu ziehen, die Fahrräder in der Garage zu parken, die letzten Möhren und den Kohl vor dem Frost zu retten, alles was in der Werkstatt gefrieren kann mit nach Hause zu nehmen und die Gartenmöbel reinzustellen. 

Desweiteren wurden alle Textilien so mäusesicher wie möglich verstaut. Ylva und Erik scheinen da so ihre Erfahrungen gemacht zu haben. 

Zum Schluss das nervigste aber wichtigste: Alles Wasser aus den Rohren rauspressen, damit diese nicht kaputt frieren. Mit Hilfe von einem Kompressor und ganz viel rumprobieren hat das dann irgendwann geklappt und sowohl das "große Haus", als auch die seperate Dusch-, Wasch- und Saunahütte waren winterfest. Als wir uns gegen 16.30 Uhr auf den Heimweg machten, war es dann auch schon dunkel. Eine halbe Stunde später standen wir dann wieder vor dem Haus, da wir vergessen hatten den Strom abzustellen. 

Dann ging es aber wirklich nach Hause. Ich war todmüde und hab im Auto ein bisschen vor mich hin geschlummert. Als wir zuhause ankamen und Frida und Karin (meine beiden Gastschwestern) schon Tacos vorbereitet hatten, kam das gerade gelegen und läutete einen gemütlichen Abend ein.

Das Sommerhaus wird die nächsten Monate jetzt erstmal nicht genutzt werden, aber im Frühling und Sommer werden wir wohl öfters dorte sein. Ich kann es kaum erwarten. Schon nach nur einigen Stunden "Arbeit" hab ich gemerkt, wie die Zeit und das Leben dort einfach in einem anderen Rhythmus verläuft. Und das, was schon an einem grau-kalten Novembertag so schön war, muss an einem Frühlingstag oder an einem lauen, ewig hellen Sommerabend einfach traumhaft sein. 

Jenes Wochenende war das erste Wochenende mit meiner neuen Gastfamilie und obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon seit mehr als zwei Monaten in Schweden war, hab ich mich da so zum ersten Mal richtig angekommen gefühlt. In einem Schweden, wie es jahrlang in meiner Vorstellung existiert hatte.

Angekommen in einer Familie, in einem Zuhause...


Mittwoch, 8. November 2017

Schreibblockade

Ja, keine Ahnung ob man das so nennen kann, aber ich bekomm es in letzter Zeit einfach nicht auf die Reihe hier was zu schreiben. Jetzt war hier schon ein Monat Stille und das macht mich richtig unzufrieden, denn eigentlich gäbe es mehr als genug zu erzählen und ich ärger mich jetzt schon, dass ich später, wenn ich später auf das hier zurückblicke, viel weniger "Erinnerungsmaterial" haben werde als mir lieb wäre.

Es ist einfach wirklich schwer für mich ein paar Worte für euch zuhause zu formulieren. Ich hab jetzt hier irgendwie mein Leben und alles in Deutschland ist für mich wie auf Pause gestellt. Gleichzeitig ist in Deutschland absolut nichts pausiert, sondern alles geht ganz normal weiter, halt nur ohne mich. 

Wie gesagt, es ist sehr viel passiert aber das kann und will ich hier nicht unbedingt alles ausführen. Die grösste Veränderung ist wohl, dass ich seit einer Woche in einer neuen Gastfamilie lebe. Ich wohne weiterhin in Södertälje, halt nur in einer anderen Ecke, und zur Schule kann ich jetzt laufen, Fahrradfahren oder den Bus nehmen. 


Letzte Woche hatte man hier in Schweden Herbstferien, aber ich hab es natürlich mal wieder geschafft die gesamte Zeit ziemlich stark erkältet zu sein und habe dementsprechend im Prinzip nichts machen können ¯\_(ツ)_/¯ 


So, das wars dann auch schon wieder. Ab jetzt werde ich versuchen häufiger ein paar kurze Posts zu schreiben. 







Wenn sich 4 Brücken gleichzeitig öffnen


Sonntag, 8. Oktober 2017

Kurzer Einwurf

So, jetzt muss ich mich einfach mal wieder kurz melden. Ein etwas umfangreicherer Eintrag liegt jetzt schon seit zwei Wochen in den Entwürfen, aber ich bekomm es einfach nicht auf die Reihe den fertig zu schreiben. Deswegen kommt jetzt hier mal ein ganz fixes Update, damit ich nicht noch weiter in Verzug komme.

Also, jetzt weiß ich gleich gar nicht wo ich anfangen soll. Schule läuft weiterhin gut, auch wenn jetzt immer mal der ein oder andere Text ansteht und es nicht mehr ganz so extrem entspannt ist. Ich fahr weiterhin oft nach Stockholm und verbringe viele schöne Stunden dort.

Seit drei Wochen geh ich jeden Freitag zur UG. Das ist kurz für Ungdomsgruppen und vergleichbar mit der Jungen Gemeinde (so heißt das zumindest bei uns). Religion hat sonst nie eine große Rolle in meinem Leben gespielt und ich bin jetzt auch nicht mit einem Mal zur streng gläubigen Christin mutiert, aber ich hab mich selten in einer Gruppe so wohl gefühlt. Von der ersten Sekunde an, obwohl ich komplett neu war und keiner mich kannte, hab ich mich sofort willkommen und akzeptiert gefühlt.

Wir treffen uns wie gesagt jeden Freitag 19.00 und  jeder Abend beginnt mit einem Kring, indem sich jeder ein wenig vorstellt und eine etwas spezielle Frage beantwortet (Aktuelles Lieblingslied, Lieblingsakkord, Was würdest du der Priesterin ins Gesicht werfen wenn du dürftest). Dann ist jeweils eine Aktivität geplant. Bisher hatten wir einen Spieleabend, wir haben draußen mit Ästen berühmte Sehenswürdigkeiten nachgebaut und gestern war lovsångskväll, das heißt wir haben gesungen.

Dann gegen 21.00 ist für gewöhnlich Andacht und danach gibt es Fika und man sitzt bis spät am Abend und redet. Ich finde es echt faszinierend, wie fokussiert und passioniert alle bei der Andacht und beim Singen sind. 14-jährige Jungs, die sich Minuten früher noch durch den Garten gejagt und dumme Witze gemacht hatten, sitzen mit einem Mal ruhig da, spielen Gitarre, singen und reden über ihren Glauben. Umgekehrt können sich die "Erwachsenen" (24-28 Jahre) am Abend auch wie die albernsten Kinder benehmen :D

Ein weiterer lustiger Zufall ist, dass die Priesterin Deutsche ist und nur 100 km von mir weg wohnt (in Deutschland), sodass ich mit ihr nicht nur mein Deutsch sondern gar mein Sächsisch aufrecht erhalten kann :D

Letzten Sonntag war ich außerdem beim Gottesdienst. Ich müsste jetzt lügen, wenn ich sagen würde, dass es mega spannend war, aber es war auf alle Fälle eine schöne Erfahrung. Außerdem haben wir uns anschließend noch zur Fika zusammen gesetzt (Jugendliche + Eltern) und ich hatte mehrere echt tolle Gespräche und wurde am Ende sogar noch spontan zu einer Einzugsfeier eingeladen, wo ich dann meinen Nachmittag verbracht habe.

Last but not least war am Mittwoch hier in Schweden Kanelbullensdag, der Tag der Zimtschnecke, und für einen Tag war das Land hier noch verrückter nach denen. Alle haben welche gebacken und im Supermarkt gab's Sonderangebote. Ich habe den Tag sehr erst genommen und den Überblick über die vernichten Kanelbullar verloren. Und ich kann bestätigen: Die selbstgebackenen sind die besten.

Mittwoch, 20. September 2017

1/10

So, heute bin ich genau seit einem Monat in Schweden und eigentlich wär es jetzt wirklich Zeit für ein bisschen Gefühlsduselei aber das ist Momentan nicht so wirklich mein Ding. Deswegen werde ich einfach erstmal weiter darüber berichten, was ich hier so erlebe.

Vor nicht allzu langer Zeit hab ich hier von meinem ersten Mal in Stockholm berichtet, doch inzwischen war ich schon so oft dort, dass mir die Stadt schon fast bekannt scheint und dass ich mir eingestehen musste, dass ich nicht über jeden einzelnen Tag in Stockholm berichten kann.

Ich verbringe wirklich einen Großteil meiner Freizeit in Stockholm, jedes Wochenende und auch einige Nachmittage unter der Woche. Die Stationen und Fahrzeiten des Pendeltåges kann ich inzwischen in- und auswendig und ausgefallene Züge und plötzliche Stops auf halber Strecke wegen Personen auf den Schienen habe ich auch schon durch. Selbst mit den drei Linien der Tunnelbana kenne ich mich bereits recht gut aus und habe schon viele kunstvoll gestaltete Stationen bewundern können.

Auch überirdisch hat die Stadt einiges zu bieten und da unsere Hauptbeschäftigung hier aus "rumlaufen" besteht, habe ich auch davon schon viel gesehen. Uns, wir, das ist unsere kleine Gruppe ATS mit Yttje aus Holland, Felix und Isaac aus Australien und mir. Und so verbringen wir unzählige Stunden auf den Straßen, in den Cafés und in der Tunnelbana und reden, reden, reden.

Zwar halt ich immer noch ein bisschen an der Überzeugung fest, dass man nicht nur andere ATS als Freunde haben sollte, aber im Moment ist mir das echt total egal. Wir vier verstehen uns super und wann immer wir (mehr oder weniger vollzählig) zusammen sind haben wir eine tolle Zeit. Das muss wohl dieses berühmte, unsichtbare Band zwischen ATS sein.

Selbst wenn es mir hier in der Schule richtig gut geht und ich immer noch meine "Freunde" vom ersten Schultag habe, kommt das einfach bei weitem nicht an das oben genannte ran. In meiner Klasse und ich glaube der ganzen Schule hat jeder wirklich sein eigenes Leben. Einen Partner, eine große Familie und viele arbeiten bereits. Selbst beste Freunde treffen sich hier nicht außerhalb der Schule. Und deshalb denk ich, dass es in Ordnung ist, wenn auch ich hier mein eigenes Leben, mit Freunden außerhalb der Schule habe.

Jetzt möchte ich aber erst noch ganz fix von einem ganz besonders schönem Tag berichten, auch wenn das schon wieder eine Weile her ist.

Und zwar war es Sonntag, der dritte September. Ich habe erstmal richtig schön ausgeschlafen und saß dann gegen 11 Uhr zuerst im Bus, dann im Zug und letztendlich in der Tunnelbana um Yttje zu besuchen. Sie wohnt in Danderyd, das ist ca. 15 Minuten vom Zentrum entfernt, wenn ich allerdings die komplette Anreise von Hovsjö mitrechne sind es fast 2h von mir.

Bei Yttje angekommen gab's dann Pannkakor (Plinsen, für all die Leute Zuhause) mit selbstgemachter Lingon-Marmelade. Ist ja nicht so, dass das schon ein würdiger Höhepunkt des Tages gewesen wäre, aber dann wurde ich auch noch auf eine kleine Bootstour eingeladen? !?!?!? Das Boot war wirklich klein, aber auch wirklich fahrtüchtig und das Wetter war perfekt und Stockholm hat nur so gestrahlt und alles zusammen war einfach genial. Ganz ehrlich.

Freitag, 8. September 2017

Lördag den andra september


Ich hab hier gerade noch ein bisschen Zeit totzuschlagen und seit meinem letzten Post habe ich auch schon wieder einiges erlebt, deshalb melde ich mich jetzt mal wieder.


Aaaalso, fangen wir mal mit meinem Wochenende an, das ziemlich erlebnisreich war.
Am Samstag war ich mit Yttje (eigentlich zum Einkaufen) in Stockholm verabredet, aber als Felix und Isaac spontan Zeit hatten, haben wir umgeplant und uns alle am Sergels Torg getroffen. Wir sind dann erstmal bis zum Kungsträdgården gelaufen und haben dort ein bisschen rumgesessen und geredet. Wir waren, wie immer, ein bisschen ratlos, was man denn jetzt machen könnte. Deshalb wurde Isaacs Vorschlag ins Moderna Museet zu gehen dann auch sofort angenommen.


Auch nach dem Besuch dort habe ich zwar weiterhin kein richtiges Kunstverständnis, aber immerhin fühlt man sich danach ein bisschen schlauer und intelektueller. Der Hunger hat uns dann zwar vorzeitig aus dem Museum getrieben, aber da der Eintritt frei ist, wird es uns da bestimmt noch ein paar mal hinverschlagen.






Die Suche nach Pizza sollte dann lang und nervenaufreibend werden und erfolglos bleiben. Stattdessen haben wir eine Art Mini-Markthalle mit verschiedenen kleinen Restaurants entdeckt. Da ich mich noch immer nicht ganz von meiner Pizza verabschiedet hatte, war es recht schwer sich zu entscheiden, aber am Ende wurde es ein Rotes Curry mit Reis, Seidentofu und einer Unzahl von Gemüsen, die ich bis heute nicht alle identifizieren konnte.




Weitestgehend gesättigt haben wir uns dann wieder auf die Straßen Stockholms gewagt. Dabei sind wir auch zufällig auf die Staatsbibliothek gestoßen, die war Samstagabend 20.00 Uhr aber leider geschlossen. Dafür haben wir dann einen mega coolen, ein bisschen versteckten, Spielplatz entdeckt und dort fika gemacht. Gott sei dank, bin ich dann nach meinem Wiener Bröd noch auf die Idee gekommen den Berg etwas weiter hochzulaufen und wurde mit einer absolut genialen Aussicht auf den Sonnenuntergang über Stockholm belohnt. 




Nach einer kurzen gemeinsamen Fotosession sind wir dann alle zusammen zur Odenplan Station gelaufen und haben uns dort verabschiedet. Im Pendeltåg hab ich dann auch noch ein bisschen was vom nächtlichen Stockholm gesehen und ach, ich liebe einfach Zugfahren.


Eigentlich wollte ich auch noch über Sonntag schreiben, aber das wird ein extra Eintrag.


Bis sehr bald,
Emilia

Freitag, 1. September 2017

Das Erste Mal Stockholm

So Leute,
Gestern war es soweit und ich war zum ersten Mal in Stockholm. Das hatte sich relativ spontan ergeben, als in unserer "Austauschschüler in der Nähe von Stockholm"-Gruppe jemand vorschlug, dass wir uns doch diese Woche mal in Stockholm treffen könnte.

Schnell war dann der Donnerstag, der bei den meisten am besten passte. Bei mir leider nicht, denn ich hatte noch bis 15 Uhr Schule, sodass ich erst etwas später zu den anderen gestoßen war. Die Anderen, das sind zwei Mädchen aus Australien, ein Mädchen aus den USA und ein Mädchen aus Holland. Außerdem noch die zwei Jungs aus Australien, die allerdings schon seit Januar in hier sind und dem Ende ihres Austauschjahres schon recht Nahe sind.

Wir haben gar nicht aaaallzu viel gemacht, zuerst waren wir kurz im Kulturhuset  (weil da der Eintritt kostenlos war), haben dann aber festgestellt, dass wir uns eigentlich nur unterhalten wollen und haben uns dann auf Entdeckungstour durch Stockholm begeben.

Im Gegensatz zum Morgen hatte es inzwischen zwar aufgehört zu regnen, aber starker Nebel hat die Sicht getrübt und deswegen müsst ihr noch eine Weile auf schöne Bilder warten. Aber was soll ich sagen, trotz Waschküchenwetter, Stockholm ist wunderschön. Der ständige Blick aufs Wasser, bunten alten Häuser, die kunstvoll gestalteten tunelbana Stationen. All das hab ich so oft auf Bildern gesehen, dass es mir schon fast vertraut vorkommt, aber als ich dann so wirklich dort stand, konnte ich es kaum glauben.

Abgesehen von der tollen Stadt, war es einfach wunderbar unter anderen Austauschschülern zu sein, die alle, mehr oder weniger, dasselbe fühlen und erleben.

Eine unerwartete Herausforderung war dann auch, mal wieder Englisch zu sprechen. Da ich hier seit fast zwei Wochen nur Schwedisch spreche, sind mir immer wieder schwedische Worte und Sätze entwischt und erst als ich mich mit einem der Australier auf schwedisch unterhalten konnte, hab ich mich wieder so richtig wohl gefühlt. Auf keinen Fall, weil mein Schwedisch schon besser ist als mein Englisch, aber wenn ich den Mund aufmache oder eine Nachricht tippen möchte kommen immer zuerst Schwedische Worte. Bei richtigen Gesprächen komm ich dann zwar auch manchmal an die Grenzen meines Wissens, aber irgendwie geht es immer weiter.

Und das ist eine schöne Weisheit zum Abschluss,
Ihr hört bald wieder von mir,
Emilia


Man kann nur erahnen wie atemberaubend es hier bei klarer Sicht sein muss

Sonntag, 27. August 2017

Angekommen pt. 2

Ich bin gerade ganz leicht verzweifelt, denn ich war schon so gut wie fertig mit diesem Eintrag, aber dann ist mein Handy abgestürzt und es hat NICHT GESPEICHERT.
Also tippe ich jetzt auf möglichst unaggressive Art und Weise alles noch einmal :)))

Hej alle zusammen,
Ja, es hat jetzt irgendwie doch ein bisschen länger gedauert bis ich wieder schreibe... Jetzt bin ich schon/erst/kp eine Woche hier und habe schon so viel erlebt, dass es sich anfühlt wie eine Ewigkeit. Kopenhagen existiert in meinem Gehirn kaum noch, vollkommener Überfluss an Eindrücken.
Nichtsdestotrotz möchte ich jetzt mal kurz meine erste Woche hier in Schweden zusammenfassen.
Aaaaaalso alles begann in einem Hostel in Kopenhagen um 5 Uhr morgens. Nach ziemlich wenig Schlaf haben ich und noch einige andere uns früh morgens aus dem Bett gewrungen um gegen 6 Uhr zum Flughafen Kopenhagen aufzubrechen. Es war echt lustig so früh draußen zu sein. Die sonst so sauberen Straßen von Kopenhagen waren gepflastert mit Zigarettenschachteln, Bierdosen und Pizza... Ja, Pizzastücke auf der Straße. Sah auf jeden Fall aus als hätten da ein paar Leute eine gute Zeit gehabt.

Am Flughafen angekommen war wie befürchtet mein Koffer zu schwer, doch nach einigem umpacken und Trick 17 (zwei Jacken ineinander fädeln und elegant um die Hüfte schlingen) konnte es dann problemlos weitergehen. Zusammen mit zwei anderen Deutschen, einer Amerikanerin und einer Australierin haben wir dann erstmal eine Ewigkeit gewartet bis das Gate zu unserem Flug, der dann auch noch eine halbe Stunde verspätet war, angezeigt wurde.

Die Zeit im Flugzeug verging schnell, doch leider blieb uns ein Blick auf Stockholm verwehrt da es wolkig und verregnet war. Am Flughafen Arlanda angekommen kam dann auch sofort mein Koffer (im Gegensatz zu Kopenhagen) und bald liefen wir alle gemeinsam Richtung Ausgang. Dort hatte dann auch jeder sofort seine Gastfamilie erspäht und mit einem Mal waren alle weg.
Auch ich hab Edith, in Begleitung von einer Freundin, sofort entdeckt und dann ging es auch direkt auf den Heimweg nach Södertälje. Gegen 14 Uhr sind wir dann endlich in meinem neuen Zuhause angekommen, wo ich dann nur noch ausgepackt und etwas gegessen habe. Außerdem haben Edith und ich den gleichen Geschmack was schwedische Musik angeht.
Am Sonntag wurde mir dann ein bisschen die Stadt gezeigt und wir haben bei einer Freundin von Edith lecker zu Mittag gegessen. Nach einem langen Spaziergang war dann auch dieser Tag schnell rum.

Am Montag hatten viele von uns ihren ersten Schultag, aber ich war erst nachmittags in die Schule eingeladen. Dort haben wir dann den Stundenplan besprochen und mir wurde die Schule gezeigt. Außerdem habe ich eine Buskarte bekommen, Hallelujah dafür.
Wie alle anderen auch hatte ich mega Panik vorm ersten Schultag, was sich dann schnell als vollkommen ungerechtfertigt darstellte. Ich werde sicherlich noch mehrmals über die Schule schreib, deshalb halt ich mich jetzt hier kurz.

Den Rest der Woche bin ich halt ganz normal zur Schule gegangen und dann war auch schon Freitag und die erste Schulwoche geschafft.
Am Wochenende ist hier in Södertälje Stadtfest, was sich Södertäljefestivalen nennt. Dort habe ich dann gestern meinem Samstag Nachmittag und Abend verbracht.

Mein Kopf ist so voll mit so vielen Sachen, deswegen mach ich jetzt erstmal Schluss und schreibe zu einem späteren Zeitpunkt nochmal genauer über bestimmte Dinge.
Machts gut,
Emilia
Éin erster Blick auf Schweden

Dienstag, 15. August 2017

Letzte Male

Leute ich sags euch, man dreht durch.

Nein wirklich, normal ist das nicht mehr.

Die letzten Tage und besonders heute sind geprägt durch letzte Male.

Die ersten letzten Male gab es ja schon vor langer Zeit, das letzte Mal (hier Schulfach einfügen), der letzte richtige Schultag, das letzte Mal neben meiner Sitznachbarin sitzen, den letzten langen Montag überstehen, das letzte Mal zu Schließfach gehen. Damals hatte ich noch nicht annähernd realisiert, dass ich all das für mehr als ein Jahr lang nicht mehr machen werde.

Am Wochenende das letzte Mal meine Brüder sehen (der schlimmste Abschied bis jetzt btw), gestern war ich das letzte Mal beim Tanzen (auch wenn wir nur Eis gegessen haben), das letzte Mal im dm (übrigens das erste Mal mit Karte bezahlt). Das letzte Mal mit dem Fahrrad nach Hause fahren, das letzte Mal Zuhause Haare waschen, das letzte Mal mit einer der besten Freundinnen lachen.

Dann heute das letzte Mal früh im Bett rumrollen, das letzte Mal in der Schule gewesen, ein letztes Mal mit allen in den Lidl gelaufen, sooooo viele Leute zum letzten Mal gesehen, das letzte Mittagessen mit Mama, das letzte Mal verzweifelt vorm Koffer hocken, das letzte Mal deutsches Fernsehen.

Morgen wird es auch viele letzte Male, aber noch mehr erste Male geben.
Das letzte Mal Maria sehen, das erste mal die ganzen anderen Internationals in Kopenhage treffen. Das letzte Mal meine Eltern sehen, das erste Mal alleine fliegen und reisen.
Das letzte Mal deutschen Boden berühren, das erste Mal dänisches Grund betreten.

Die meisten dieser "letzte Male" sind natürlich nicht die letzten Male für immer, sondern nur für 10 Monate (was sich für mich gerade schon ein bisschen wie "Immer" anfühlt), aber trotzdem fixiert man sich so furchtbar darauf...ja...


Dieser Post tat schon beim Schreiben weh, also Sorry an alle, die sich das tatsächlich durchgelesen haben. Ich ahne schon, dass ich in meiner letzten Nacht Zuhause nicht allzu viel schlafen werde, also bereitet euch auf einen noch chaotischeren Post einer übernächtigten Emilia vor.

Emilia

Freitag, 11. August 2017

Die letzten Tage

So Leute, ich hab zur Zeit irgendwie voll viel zu sagen und weiß nicht wirklich wo ich anfangen soll ohne alles durcheinander zu hauen. Aber auch ich merke jetzt langsam, dass es bald ernst wird. Mein Leben besteht seit einer Woche wirklich nur noch aus meinem bevorstehenden Austauschjahr. Egal, was ich tue, es hat irgendwie mit dem ATJ zu tun.

Letzten Freitag hatte ich meine Abschiedsfeier mit meinen Freunden, am Montag ging es Schuhe kaufen, am Dienstag nach Dresden auf die Prager Straße zum Einkaufen, am Mittwoch wurde noch eine Zweitbrille in Auftrag gegeben und gestern war ich ein letztes Mal in der Schule beim Direktor um (nichtvorhandene) Fragen zu klären.

Die Zeit dazwischen war und wird gefüllt mit verzweifelten Versuchen des Kofferpackens, einigen Schwedisch-Lektionen und der Kommunikation mit anderen Austauschschülern. Die Dänen sind schon vor mehr als einer Woche geflogen, die Yfu Norweger gestern und auch von den Finnen sind die meisten inzwischen weg.

In Schweden sieht die Sache noch ganz anders aus. Wenn ich mich recht erinnere fliegt heute die allererste nach Schweden und dann folgen innerhalb der nächsten 5 Tage die anderen.
Jedoch nur die, die eine Gastfamilie haben und da scheint es dieses Jahr in Schweden richtig große Probleme zu geben. Von 23 Schülern, die nach Schweden gehen haben in unserer Skandinavien Gruppe erst 8 eine Gastfamilie! Bei Dfsr läuft alles noch relativ glatt, 6 von 7 ATS sind inzwischen "vermittelt". Viel prekärer ist die Situation bei Yfu und Sts, hier warten noch 12 Schüler auf ihr neues Zuhause und viele davon haben auch schon mitgeteilt bekommen, dass sie erst einen Monat später fliegen können werden. Von daher bin ich einfach extrem dankbar, dass ich meine Gastmama schon (so lange) habe.

Num Schluss nochmal kurz zurück zum leidigen Thema: Kofferpacken.
Der Koffer liegt jetzt schon lange in meinem Zimmer rum und ein bisschen was ist auch schon drin, einfach nur lose reingelegt. Mein Plan besteht darin bis zum Montag oder Dienstag alles, was mit soll bereitliegen zu haben und dann erst relativ kurz vor Abreise mit dem Tetris-Spiel zu beginnen.

Ich habe inzwischen ungelogen 7 verschiedene Pack-Listen! Die tragen dann so Namen, wie "Flüssigkeitstüte Handgepäck" oder "Waschtasche Koffer". Ich will versuchen alles Zeug, was ich für Kopenhagen brauche, in mein Handgepäck zu bekommen, um dann nicht meinen mühevoll gepackten Koffer wieder aus- und einpacken zu müssen.

Außerdem habe ich gestern locker ne Stunde damit verbracht Shampoos, Duschbäder, Cremes mit Klebeband zuzukleben, weil ich die unbändige Angst habe, dass irgendetwas aufgeht und alles einsaut... Als hätte ich nichts wichtigeres zu tun. Aber ich denke, das sagt viel über meinen aktuellen Zustand aus.

Emilia


Sonntag, 6. August 2017

Schwedisch lernen

Sooo, der Entwurf für diesen Post ist jetzt ungelogen schon seit Erstellen des Blogs in meinen Drafts und jetzt fühl ich mich gerade berufen ihn auszuformulieren (auseinander, zusammen??? das hab ich in Deutsch noch nie gecheckt).

Aaalso, da Schweden was Austauschjahre angeht doch eher exotisch ist, werde ich eigentlich IMMER direkt auf die Sprache angesprochen. Ob die dort Englisch reden (ähm, wft nein!?!) und wie ich das denn machen will, so mit der Sprache und so. Hmmm, ganz wildes Konzept, aber wie wärs mit: Schwedisch lernen?!?

Und genau darum solls heute auch gehen, ums Schwedisch lernen. Kann zwar passieren, dass das die meisten von euch überhaupt nicht interessiert, aber ich will einmal alles zusammenfassend beantworten und wenn nochmal jemand übertrieben blöde Fragen stellt, schick ich ihm einfach den Link zu dem Post hier. Außerdem könnt ihr die meisten Infos hier auch auf andere Fremdsprachen beziehen.



Im Prinzip hat alles damit angefangen, dass ich...wie soll ich sagen... verrückt nach Schweden war. Ich wollte einfach alles wissen, doch irgendwann waren alle Dokumentationen (dreimal) geschaut und der Wikipedia-Artikel zum xten mal gelesen und trotzdem war es noch so furchtbar lange hin.
Deshalb hab ich mich als Zeitvertreib und zur Beruhigung der Schwedischen Sprache angenommen.

Die allerersten Dinge habe ich mit PDFs gelernt, die irgendein sehr sozialer Mensch kostenlos erstellt hatte, doch leider kann ich mich absolut nicht mehr an den Namen der Website erinnern und konnte sie auch nach ein bisschen googlen nicht mehr finden. Es war jedenfalls hauptsächlich Grammatik und im Nachhinein betrachtet habe ich glaube einzig und allein die Personalpronomen damit gelernt.

Während dieser Zeit habe ich dann auch angefangen schwedische Musik zu hören. Meine ersten Lieder waren von Melissa Horn und ich werde heute noch ganz melancholisch, wenn ich die mal wieder höre. Damals hab ich mich über jedes einzelne Wort gefreut, dass ich verstand und meistens hatte ich es, wie ich heute weiß, falsch verstanden, aber das war mir egal.

Ein paar Monate nach meinen ersten Anfängen, hat mir meine Mama ein Schwedisch-Arbeitsheft geschenkt, in dem ich dann auch nach und nach immer ein bisschen mehr ausfüllen konnte. Außerdem hatte Babbel zu der Zeit ein recht gutes Angebot draußen, sodass ich dann ein halbes Jahr lang ein Abo hatte und das auch recht häufig genutzt habe. Im Nachhinein, habe ich aber glaube durch die Kurse nicht annähernd soviel gelernt, wie man denken würde.

Tausendmal effektiver, war ein "Brief-Wechsel", den ich mit einem Schweden hatte. Man konnte wirklich sehen, wie mit jeder Nachricht mein Schwedisch besser wurde. Die erste Mail bestand aus nur aus 3-Wort-Sätzen und alle begannen mit "Ich ...", am Ende konnte ich in zusammenhängende Sätze mit Haup- und Nebensätzen über meinen Alltag berichten.

Seitdem das Abo abgelaufen war, was jetzt locker schon 2 Jahre her ist, lerne ich nicht mehr wirklich "aktiv" Schwedisch. Ich hör viel schwedische Musik, lese schwedische Blogs und Insta-Captions und habe auch 1-2 schwedische Bücher angefangen, aber keins komplett gelesen.

So hat sich mein Schwedisch über die letzten 2 Jahre auch ohne explizites Lernen ganz gut entwickelt und als ich mir Anfang des Jahres den Player von svt (schwedischer TV-Sender) runtergeladen habe, um das Medodifestivalen zu schauen, konnte ich feststellen, dass ich doch große Teile der Übertragung verstanden habe. Kurz darauf habe ich dann auch drei verschiedene schwedische Serien (Portkod, Boys und Hashtag) geschaut. Meistens mit schwedischen Untertiteln, weil es einfach tausendmal leichter ist, wenn man mitlesen kann, aber auch ohne Untertitel verstehe ich das Allermeiste.

Außerdem durfte ich feststellen, dass meine Schwedisch-Kenntnisse sogar ausreichten, um bei Skam mit Hilfe der norwegischen Untertitel alles zu verstehen.

Zu erwähnen sind noch die Apps Duolingo und Memrise, wobei Duolingo die bekanntere sein dürfte. Ich kann allerdings eher Memrise empfehlen, weil es VIEL mehr Lektionen gibt, man sinnvolleres Zeug lernt und es auch Kurse für alle weniger verbreiteden Sprachen gibt. Mit beiden Apps kann man echt super lernen, aber ich hab in 90% der Fälle das Gefühl, dass ich alles schonmal irgendwo gehört habe und eigentlich schon wusste und das nimmt dann ein bisschen den Spaß und die Motivation.

Nichtsdestotrotz werde ich jetzt die letzten Tage vor der Abreise nochmal so viele Lektionen durcharbeiten. Zur Ablenkung und zur Beruhigung.



Hier nochmal alle "Methoden" zusammengefasst


Musik hören


Sehr spaßige Variante des Lernens, aber natürlich muss man sich trotzdem etwas konzentrieren, genau hinhören, mal die Lyrics im Internet suchen und gegebenenfalls übersetzen, auch Mitsingen hilft.

Lesen


Zum einen kann man natürlich versuchen Bücher zu lesen, aber das ist eigentlich nicht wirklich nötig. Ich les viel lieber Blogs oder Zeitungsartikel.

TV/ Serien schauen


Ebenfalls sehr unterhaltsam, kann aber auch deprimierend sein, wenn man absolut nichts versteht. Außderdem ist es immer von Vorteil, wenn man Untertitel einschalten kann.

Arbeitshefte/ Lehrbücher


Kann man machen, muss man aber nicht. Bringt so voll das Schule-Feeling und macht auf Dauer nicht wirklich Spaß.

Babbel


Ziemlich effektiv, aber dasselbe kann man auch kostenlos bekommen (siehe unten) Außerdem finde ich die Lektionen oft zu lang und zu stressig.

Duolingo


Wohl bekannteste App zum Sprachenlernen und echt liebevoll gestaltet. Allerdings erschließt sich mir das Konzept nicht wirklich, denn man lernt fast nur sinnlose Sätze, was das ganze aber auch wieder lustig macht. (Ich kann jetzt auf 5 Sprachen sagen, dass ich eine Kartoffel bin)

Memrise

Bildergebnis für memriseMeine absolute Lieblingsapp! Es gibt wirklich alle Sprachen, mit mehreren sehr umfangreichen Lektionen. Memrise hat verschiedene Aufgabentypen und auch einen Turbo-Modus zum Wiederholen. In der Vollversion (25€ für ein Jahr) gibt es außerdem ganz viele kurze Videos mit Natives, die irgendwelche Sätze sagen und seit Kurzem gibt es auch einen Bot um die Grammatik zu lernen. In der kostenlosen Variante gibt es davon nur ne kurze Kostprobe.

Hier kann man übrigens nicht nur Sprachen lernen, sondern es gibt Kurse zu ALLEM. Ich hab zum Beispiel auch die Flaggen von allen Ländern der Welt gelernt und Lage und Name der schwedischen Provinzen.



Soo, dieser Post ist megalang und interessiert vermutlich niemanden, aber jetzt kann ich das Thema endlich mal abhaken.

Emilia

Donnerstag, 27. Juli 2017

Abschlussunterlagen und noch 20 Tage

Sooo, vor inzwischen glaube einer Woche habe ich nun auch endlich meine Abschlussunterlagen bekommen. Das ist ein ziemlich dicker Packen, hauptsächlich mit Informationen zum Flug, aber auch zum Softlanding in Kopenhagen.

Es gab leider direkt erstmal eine "böse Überraschung", denn anstatt wie eigentlich schon seit mehreren Monaten fest stand um 12.30 Uhr, fliege ich jetzt schon um 8.40 Uhr von Dresden ab. Das klingt jetzt zwar erstmal nicht so wirklich dramatisch, aber es bedeutet deutlich früheres Aufstehen und vorallem einen 5-stündigen Aufenthalt in Düsseldorf. Und das, soweit ich das bisher ergründen konnte, allein.

Ähhhm, nein Danke?!? Ich kann mir um ehrlich zu sein besseres vorstellen als, kurz nachdem ich mich von meiner Familie und Freunden verabschiedet habe und vermutlich sowieso schon ein weinerliches Häufchen Elend bin, alleine 5 Stunden an einem Flughafen rumzusitzen?!?

Naja, ich werde es wohl überleben und mich ein bisschen mit überteuertem Flughafenfraß, Duty-free-Shopping und einem Besuch im Massage-Sessel über die Zeit retten.

Außerdem waren in den Abschlussunterlagen nochmal ein bisschen umfangreichere Infos zu meiner Gastmama. Das meiste war mir schon bekannt, aber die Bilder waren mir neu. Die Katzen sehen sehr flauschig aus, Ediths kleiner Garten aka Terasse sieht mega liebevoll gestaltet aus und ein Bild vom weihnachtlich dekorierten Wohnzimmer zeugt ebenfalls von großer Gemütlichkeit. Allzu gerne hätte ich noch ein paar mehr Bilder, vielleicht eins von meinem Zimmer, aber wie ich schon feststellen konnte tut sich meine Gastmama etwas schwer mit der Technik und deswegen werd ich mich wohl einfach gedulden müssen.

So, jetzt noch mal das obligatorische die-Zeit-rennt-Gelaber: Ja, also die Zeit rennt wirklich. Morgen gehts für uns übers Wochenende auf ein Hausboot und wir werden ein bisschen bei Potsdam rumschippern, die folgende Woche haben meine Eltern Urlaub und wir werden noch ein bisschen was unternehmen dann, am nächsten Freitag ist auch schon meine Abschiedsfeier mit meinen Freunden. Ich hab das meiste zwar schon geplant, aber direkt vorbereitet habe ich noch nichts und allgemein bin ich etwas gestresst diesbezüglich. Dann gehts noch zu Roland Kaiser auf die Elbwiesen und dann geht hier in Sachsen auch schon die Schule wieder los. Aber nicht für mich.

Oh Mann...

Ihr hört bald wieder von mir,
Emilia



Hier ein Teil der Abschlussunterlagen

Samstag, 15. Juli 2017

Noch ein Monat

Meinen letzten Post habe ich anlässlich der letzten 70 Tage geschrieben.
Seitdem hat sich die Zahl halbiert und es ist nur noch ein Monat bis zur Abreise.
Und in zwei Wochen wird sich die Zahl wieder halbiert haben und dann sind es nur noch zwei Wochen und dann bald nur noch eine Woche und und und. Genug Grund für mich um in regelmäßigen Abständen immer mal kurz kleine Panikanfälle zu bekommen.
Aber eigentlich ist hier noch alles ganz normal, was vermutlich aber auch nur daran liegt, dass ich noch nicht wirklich realisiere, dass ich mein Zuhause bald für ziemlich lange Zeit verlassen werde.

Seit meinem letzten Post ist auch relativ viel passiert, beziehungsweise hauptsächlich ist mein Vorbereitungswochenende passiert. Es war echt ziemlich cool, auch wenn die Seminare sich eigentlich auf zwei wesentliche Punkte beschränkten.
1. "Wenn ihr das (Liste von 100 teilweise absurden Sachen) macht, dann fahrt ihr sofort nach Hause. 0 Toleranz bla bla bla"
2. "Das, das, das und das kann alles scheiße laufen, aber das gehört dazu also stellt euch darauf ein"

Es war jedenfalls relativ anstrengend dem ganzen stundenlang zu zuhören. Dafür hat die Zeit danach entschädigt. Es war toll endlich mal die Anderen kennenzulernen. Zum einen natürlich die Schwedenleute, aber auch die, die nach Norwegen, Dänemark, Spanien, Italien, Frankreich, La Reunion oder Japan gehen.

Wir hatten zwar alle so coole Schilder mit unserem Namen und Zielland, aber trotzdem habe ich in der Zeit so viele neue Leute getroffen, dass ich alles ständig vergessen habe. Als ich nach einem lustigen Abend in Mannheim und in der Lobby kurz nach Mitternacht auf mein schon schlafendes Zimmer gegangen bin, wusste ich schon nicht einmal mehr mit wem ich auf einem Zimmer war und um ehrlich zu sein, weiß ich es bis heute nicht. War jedenfalls ziemlich viel auf einmal aber auf alle Fälle eine tolle Erfahrung.

So toll, wies auch war, bleiben aber trotzdem auch vorallem die jeweils 10 Stunden Busfahrt hin und zurück und die Erkältung, die ich mir in der letzten Nacht im Hostel geholt habe und die mir jetzt schon mehr als eine Woche meiner Ferien versaut hat... -_-

Mitte dieser Woche konnte ich endlich einen weiteren Punkt von meiner To-do-Liste streichen, denn wir haben endlich einen Koffer gekauft. Seitdem steht dieses Monster in meinem Zimmer und guckt mich vorwurfsvoll und bedrohlich an. Denn darein muss ich schon viel zu bald mein Leben packen, mein Leben in 110 Liter...

Okay, das klingt jetzt doch etwas zu dramatisch, schließlich sind es am Ende eigentlich nur Klamotten und noch ein paar andere Wichtigkeiten. Deshalb mach ich mir wegen dem Packen eigentlich nur relativ wenig Gedanken, denn zum einen ist der Koffer echt groß und anderen habe ich vergleichsweise echt wenig Sachen. Außerdem lebt man in Schweden ja nicht hinterm Mond und in Södertälje und erst Recht in Stockholm wird es mehr als genug Gelegenheiten zum Shoppen geben.


So, das wars dann auch schon wieder für heute. Da es jetzt für mich in die heiße Phase der letzten Wochen geht, wird der nächste Post wohl nicht so lange auf sich warten lassen.

Emilia



Im lokalen Tierpark gibts jetzt Baby-Elche!!!



Donnerstag, 8. Juni 2017

#70

Joah... heute sind es keine 70 Tage mehr bis ich zuerst nach Kopenhagen und drei Tage später dann nach Stockholm abheben. Das ist schon recht krass.

Noch krasser ist nur, dass heute der letzte richtige Schultag war, dass ich heute (hoffentlich) zum letzten Mal Chemie hatte und dass in zwei Wochen wirklich schon Ferien sind. Und, dass es echt erstaunlich viele aus unseren Chaoten-Lehrer-Albtraum-Klasse in die Sek2 geschafft haben und auch, wenn das hier nur die wenigsten von euch lesen werden: Mann, wie sehr ich euch alle lieb hab.

Aber ja, jetzt geht auch dieser fünfjährige Abschnitt für mich zu Ende und als wir heute noch alle gemeinsam, wie schon so viele Stunden zuvor, in Physik gelitten haben, da konnte ich mir kaum vorstellen, dass das das (hach, die deutsche Sprache) letzte Mal sein soll. Aber ja, so ist es wohl. Zwei Wochen haben wir ja noch zusammen.

Bezüglich Schwedens gibt es jetzt keine wirklichen Neuigkeiten und es wird wohl auch bis zu meinem Abflug keine mehr geben. Es ist soweit tatsächlich alles erledigt und vorbereitet. Ich habe meine Gastmama, meinen Wohnort und meine Schule. Heute kam ein Brief aus Schweden von meiner Schule, darin die Unterlagen fürs Bafög, sodass das jetzt auch alles seinen Weg geht. Meine neue Brille hab ich und Perso und Krankenversicherungskarte, die beide bald ablaufen, sind auch beantragt. Jetzt sind zwar noch tausend Besorgungen zu machen, aber dafür werde ich die Sommerferien nutzen.

Auch das ganze Versicherungszeugs ist fertig und von explorius kam vor Kurzem eine E-Mail mit einigen wichtigen Infos. Diese war wohl eher für Schüler konzipiert, die dem mittel- und nordeuropäischen Kulturkreis etwas ferner sind, denn die meisten Sachen kamen mir mehr als selbstverständlich vor. Neben Selbstverständlichkeiten, wie "Jungs und Mädchen können Freunde sein" oder "auch deiner Meinung nach unwichtige Fächer darfst du nicht schwänzen", waren auch noch ein paar recht interessante Dinge dabei.

Mit meiner Gastmama schreib ich regelmäßig und meine anfänglichen Zweifel sind überwiegend weggefegt. Wir schreiben auf Schwedisch und ich muss sagen, ich bin echt recht zufrieden, denn ich kann die meisten Sachen schon ganz gut ausdrücken und Edith scheint auch zu verstehen, was ich meine. (es gab zumindest noch keine Beschwerden lol)

Nichtsdestotrotz (hach, die deutsche Sprache Teil II) hab ich schon noch ein bisschen Sorgen wegen dem Schwedisch, denn ich merke hier als Gastschwester bei Maria, wie wichtig die Sprache doch ist um Anschluss zu finden. Naja, ich hoffe einfach mal auf mein Sprachtalent und dann toi toi toi.

So, das wars jetzt auch schon wieder und wer weiß, wann ich hier wieder schreibe, denn die nächsten zwei Wochen sind voll verplant. Das ganze Wochenende bin ich als freiwilliger Helfer beim Triathlon und werde Sonntag erst recht spät ankommen. Montag früh um 6 Uhr gehts dann direkt weiter nach Hamburg auf Klassenfahrt, dann hat noch mein Papa Geburtstag und in der letzten Schulwoche ist auch noch einiges los.

However,
Tschüss,
Emilia

Zum Schluss noch ein bisschen Farbe aka ein Bild von einer meiner Radtouren

Donnerstag, 25. Mai 2017

Wechselbad der Gefühle

Ohhhkejj Leute,

also jetzt gibt es wirklich mal Neuigkeiten. Ich wollte eigentlich schon viel länger mal wieder schreiben, ich weiß gar nicht mehr von was. Vermutlich davon, wie schnell die Zeit vergeht, dass die Hundert-Tage-Marke geknackt wurde und dass bald schon Ferien sind.

Das alles tritt jetzt aber in den Hintergrund. Denn seit Montag steht alles mehr oder weniger Kopf.

Ich komme so kurz vor 18 Uhr von meinem typischen, mega langem und anstrengenden Montag nach Hause. Tasche abgestellt, Handy rausgenommen "mit Wlan Netzwerk TP-LINK verbunden" leuchtet auf und wie gewöhnlich trudeln eine handvoll Nachrichten und notifications ein. Auch zwei neue Emails, aber die ignorier ich erstmal. "Ist doch eh nur wieder Werbung oder Spam", denk ich mir dabei.

Irgendwann später guck ich dann aber trotzdem mal in meine Mails und da ist dort plötzlich eine Mail von DFSR. Draufgeklickt und "Liebe Emilia, wir freuen uns dir mitteilen zu dürfen"... weiter les ich gar nicht, sondern mein Blick fällt auf den Anhang. Dann renn ich aber doch erstmal zu Maria hoch und erzähl ihr euphorisch von der freudigen Botschaft.

Zusammen schauen wir uns dann die Sache erstmal genauer an und schon die erste Überraschung.
Hier von einer Gastfamilie zu reden fühlt sich irgendwie komisch an, denn tatsächlich steht in dem Formular nur eine einzelne Frau, die Felder "parent 2" und "other family members" sind leer.

Als nächstes fällt mein Blick auf meinen zukünftigen Wohnort: Södertälje.
Obwohl ich glaubte nach Jahren der Recherchen so ziemlich jeden Ort in Schweden zu kennen, hatte ich Södertälje wirklich noch nie gehört.

Bis dahin fühlte ich noch gar nichts, außer vielleicht Aufregung. All die neuen Infos hatte ich nur zur Kenntnis genommen. Aber jetzt ging natürlich das große Googlen los.

Stadt, Schule, Gastmutter. In dieser Reihenfolge versuchte ich mir ein Bild von meinem neuen Leben, das in weniger als drei Monaten starten wird, zu machen. Wie nun meine Emotionen in den darauffolgenden Stunden wechselten ist wohl kaum zu verstehen. Deshalb werde ich das jetzt auch nicht versuchen zu erklären, sondern einfach alles aus meiner jetzigen Perspektive beschreiben.

Meine Gastmutter heißt Edith, ist im gleichen Alter wie meine Mama und lebt seit sie 20 ist in Schweden. Geboren und aufgewachsen ist sie in Chile und kann dementsprechen fließend Spanisch. Außerdem natürlich Schwedisch und auch ein bisschen Italienisch, Deutsch und Englisch. Das ist für mich mit meiner Leidenschaft für Sprachen natürlich der Jackpot. Zusammen mit ihren vier Katzen lebt sie in Tveta, einem Randbezirk von Södertälje.

Södertälje ist eine Industriestadt mit ca. 90.000 Einwohnern und liegt 30 km westlich von Stockholm.


Das waren soweit erstmal die Fakten, aber jetzt möchte ich euch und mein späteres Ich doch noch ein bisschen an meinen Gedanken teilhaben lassen.

Über den "Gastfamilien-Schock" war ich dann doch relativ schnell hinweg. Ich habe Edith nämlich noch am selben Abend eine Mail geschrieben. Zuerst hat sie mir auf Englisch geantwortet und meinte direkt, dass ihr Englisch nicht sonderlich gut ist. Das sah man auch, aber man sah auch wie viel Mühe sie sich gegeben hatte und verstanden habe ich trotzdem alles. Nichtsdestotrotz meinte ich, sie solle beim nächsten Mal einfach auf Schwedisch antworten. Das tat sie dann auch schon direkt eine Stunde später und es war SO viel besser, da sie nun alles schreiben konnte, was sie wollte. Am Montagabend lag ich bis weit nach Mitternacht wach, einfach nur, weil ich so glücklich war. 

Am nächsten Tag habe ich mich dann mal ausführlicher über Södertälje informiert, vielleicht war das ein Fehler. Zum einen ist Södertälje eine Industriestadt und für meine Begriffe nicht gerade hübsch. 

Zum anderen sind 40% Einwanderer in der gesamten Stadt bzw. 70-90% Einwanderer in meinem Stadtteil schon ein Schock für mich sächsisches Landei. Zum Vergleich, in Berlin liegt der Ausländeranteil bei 14%, in Sachsen bei lächerlichen 3%. Die Zahlen lassen sich vielleicht nicht ganz vergleichen, denn ich glaube die Statistiken zählen Erste- und Zweite-Generation-Einwanderer anders, aber man kann auf alle Fälle sagen, dass es anders, sehr anders wird. Nicht die typische Schweden-Idylle.

Den größten Anteil, der Einwanderer machen Assyrer (christliche Volkgruppe, die heute in Syrien, dem Iran und Irak leben und dort verfolgt werden) aus. Danach folgen Armenier und die überall gegenwärtigen Finnland-Schweden.

Als ich das alles las, wurde mir schon etwas mulmig. Dann tat ich das dümmste, was man machen kann und begab mich in irgendein Internet-Forum, wo vor zwei Jahren Leute über Södertälje diskutiert hatten. Dort standen dann so Sachen, wie "An sich ist die Stadt ganz in Ordnung, aber Ronna und Hovsjö sind schon gruselig", oder "Also ich war da noch nie und würde da auch nicht hinfahren, geschweige denn dorte wohnen", oder "In Tveta leben eigentlich nur noch Ausländer, alle anderen haben aufgegeben". Jaja, ich weiß, dem Internet ist nicht zu vertrauen, aber ich war trotzdem schockiert. Dass ich dann noch eine Liste der Schwedischen Polizei gefunden habe, die Ronna, Geneta und Lina (andere Stadtteile), auf einer Liste der gefährlichsten Orte in Schweden auf Platz 4 listet, hat es nicht wirklich besser gemacht. Immerhin ist Hovsjö nur auf Platz 30. (Hovsjö und Tveta sind direkt nebeneinander, ich bin mir nicht sicher, in welchen Stadtteil der Häuserblock gehört, in dem ich wohnen werde)

Auch die Schwedendemokraten (wobei der Name hier missleitend ist, denn das sind rechte Nationalisten) haben sich Södertälje als Negativ-Beispiel rausgesucht und schreiben in einem Artikel "Södertälje ist Schweden, aber nicht schwedisch". 

"Ja, da gehe ich nach Schweden und komme in die womöglich unschwedischste Stadt Schwedens. Wahrscheinlich können die meisten hier nicht mal schwedisch. Kann ich da im dunklen überhaupt alleine raus?", denke ich und hasse mich im nächsten Moment selbst dafür. Denn so bin ich nicht. Ich bin weltoffen.

Nach all dem war ich die nächsten Stunden erstmal etwas durch den Wind und habe meine ATS-Whatsapp Gruppe terrorisiert. Sorry dafür nochmal ; D

Inwischen hat sich alles wieder relativiert. Mehrere Schweden haben mir bestätigt, dass Södertälje nicht gefährlich ist, zumindest nicht gefährlicher als Stockholm oder viele andere Städte. Außerdem findet man keine Berichte von irgendwelchen Zwischenfällen. 

Was mich jedoch am meisten beruhigt ist, dass Edith uns gestern geschrieben hat, dass ich schon ihr drittes Austauschkind bin. Sie hatte bereits ein Mädchen aus Japan und eines aus Deutschland bei sich. Und da muss ja auch alles gut gewesen sein, denn wenn es irgendwelche Probleme gegeben hätte, dann würde sie es ja jetzt nicht nochmal machen.

Ja, dieses Wechselbad der Gefühle, dass ich in diesen Zeilen nur annähernd festhalten konnte, wird wohl immer weiter gehen und so schnell nicht mehr aufhören. Aber momentan sind die Zweifel nach weg, da, weg, da, weg, da mal wieder weg.

Ich freue mich jetzt einfach, dass ich so eine unglaublich nette Gastmama haben werde und endlich aus dieser Ungewissheit raus bin. Dass ich nicht nur die schwedische, sondern auch noch so viele andere Kulturen kennenlernen werde. Dass ich vier Katzen zum Knuddeln haben werde. Dass ich sicherlich mein Spanisch verbessern können werde. Dass es in der Kommune Södertälje 86 Seen, 707 Inseln und 24 Naturreservate gibt. Dass das schöne Stockholm nur 30 Minuten entfernt liegt. 

Und, dass die kleine Miele endlich mal Großstadtluft schnuppern wird.


Ähnliches Foto
Das schönste Bild, dass ich von Södertälje finden konnte

Mittwoch, 26. April 2017

Frühjahrs-Update

Hejhej,

so dann ist mein letzter (leicht pessimistischer Blogeintrag) auch schon wieder einen Monat her.
Es gibt zwar eigentlich nicht wirklich Neuigkeiten, aber ich dachte ich meld mich einfach mal wieder.

Nur so 2-3 Tage nachdem ich hier rumgeheult hab, dass ich wieder auf der Explorius-Liste bin, war ich auch schon wieder runter. Keine Ahnung, warum oder wieso, aber ich halte die "technischer Fehler"-Variante für am wahrscheinlichsten.

Naja, jedenfalls heißt das jetzt wiederum wieder, dass da eine Familie mit Interesse ist und, dass es theoretisch jeden Tag soweit sein könnte. Von den anderen DFSR Schweden Schülern haben schon zwei ihre Gastfamilie, soweit das durch unsere neugegründete WhatsApp Gruppe kommuniziert werden konnte.

Davon abgesehen, ist fast Mai, was freie Tage, hoffentlich besseres Wetter und most importantly Eurovision bedeutet. Ich verschon euch diesbezüglich jetzt, aber glaubt mir, seit Eesti laul im Januar schrei ich permanent innerlich. Wie auch immer, all das ist jedenfalls ein Grund für Freude und der Mai wird sicherlich schnell vergehen. Und wisst ihr, dann ist Juni und dann ist die Schule so gut wie vorbei.

Oh Mann, ich muss mich übrigens echt mit meinem Abschiedsbuch beeilen, ich bin zwar schon recht weit, doch ich hab mir ganz schön viel vorgenommen und paar Seiten müssen noch von mir gestaltet werden bis ich es endlich rumgeben kann.

So, Ende Gelände, jetzt nur noch einige Bilder damit das hier nicht so triste aussieht

Emilia


Fancy Limonade in Kassel
Für den Spielplatz ist man nie zu alt



Sonntag, 26. März 2017

Nevermind

Jup, da schreib ich vor kaum 5 Tagen noch irgendeine Sülze davon, dass ich mir schon so gut wie sicher bin eine Gastfamilie zuhaben und wie ich endlich Bescheid gesagt bekommen will und dann...

Denkt sich das Leben und das Schicksal so: "In your face, bitch!" und ich stehe mit einem Mal wieder auf der explorius Liste.

Nach 3 Monaten, während denen es wohl im Prinzip schon eine Familie für mich gab, stehe ich wieder auf dieser Liste. Einfach so, ohne das ich jemals erfahren werde wieso. Gab es einfach nur keine Schule in der Nähe? Hat sich die Familie halt einfach aus privaten Gründen doch dagegen entschieden einen Gastschüler aufzunehmen? Oder haben sie einfach jemand Besseren als mich gefunden???

Man mag jetzt denken: "Warum macht die da jetzt so ein Drama? Steht sie halt wieder auf der Liste wie alle anderen Austauschschüler halt auch. Ist schließlich noch nichemal April". Stimmt ja eigentlich auch, aber ich hatte halt irgendwie so die Illusion, dass ich vielleicht ein Mal Glück haben könnte. Aber nö, jetzt steh ich mit 20 anderen wieder auf dieser Liste und alle hängen wir irgendwie in der Luft. Weil was jetzt passiert, liegt nicht mehr in unseren Händen, jetzt kann man nur noch warten.

Irgendwie hab ich auch das Gefühl, dass mir diese 3 Monate genommen wurden, denn es hätte sich in der Zeit ja theoretisch eine endgültige Familie für mich finden können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Jetzt steh ich halt wieder am Anfang.

Inzwischen hab ich mich eigentlich schon wieder ganz gut beruhigt und rede mir jetzt einfach ein, dass diese Interessenten sowieso keine gute Gastfamilie gewesen wären und, dass es gut ist, dass ich nicht zu ihnen komme. Selbstmanipulation for the win.


Tschau Tschau,
Emilia

Donnerstag, 23. März 2017

Unverhofft kommt oft

So, um gleich mal unnötige Hoffnungen zu zerschmettern: Nein, ich hab keine Gastfamilie.

Dafür aber kam gestern eine E-Mail von DFSR mit meinen Flugdaten!!!



Und zwar werde ich am 16. August um die Mittagszeit zunächst nach Düsseldorf und dann nach knapp zwei Stunden Aufenthalt weiter nach Kopenhagen fliegen. Dort stehen dann vier Tage (zwei volle Tage) Soft-Landing-Camp an.

Auf dem Programm (ich hab das Programm-Heft vom letzten Jahr und alles was jetzt kommt, beruht auf der Vermutung, dass sie nichts verändern werden) stehen einige Workshops, etwas Sightseeing und auch Zeit zur freien Verfügung. Für diese Freizeit wird entweder der Besuch in einem Aquarium oder im Freizeitpark Tivoli angeboten, ich hoffe aber, dass man seine Zeit auch noch irgendwie anders verwenden kann. Denn irgendwie bin ich von beiden Varianten nicht wirklich begeistert und würde mir lieber noch ein bisschen die Stadt angucken. Aber das werd ich dann schon sehen, ist ja noch Zeit.

Jedenfalls hab ich dann in dem alten Programm noch den genauen Namen vom Hostel gefunden und das sieht direkt mal mega cool aus!... und hat auch klasse Google-Bewertungen! Hier ein paar Bilder:

Bildergebnis für generator hostel kopenhagen

Die Zimmer sehen halt ganz normal durchschnittlich schlicht aus aber die ganzen öffentlichen Bereiche sind mega cool gestaltet. Skandinavisches Design osv.

Jaja, jedenfalls freu ich mich schon sehr und durch die Flugdaten fühlt sich jetzt alles schon etwas realistischer an und ich kann besser planen (und Tage zählen lol).

Ja, heute sind es also noch 146 Tage bis zur Abreise. Schon krass. Dadurch, dass die Schule hier in Sachsen schon relativ früh wieder anfängt und die Abreise erst recht spät ist, hab ich noch fast zwei Wochen Extra-Ferien, was auch ganz nice ist.

Und was ich zum Schluss noch erwähnen möchte: Prinzessin Sofia und Prinz Carl Philip von Schweden erwarten ihr zweites Kind. Und wenn es im September zur Welt kommt, werde ich schon in Schweden sein.


So, das wars dann auch schon wieder,
Emilia

Dienstag, 21. März 2017

Ruhe vor dem Sturm

Joahhh,
ich befinde mich zur Zeit in einer richtig komischen Phase.

Bezüglich Austauschjahr ist schon seit Monaten nichts erwähnenswertes mehr passiert. Die Liste von Explorius wird immer länger, aber ich bin nicht mehr drauf. Inzwischen bin ich mir fast sicher, dass ich eine Gastfamilie habe. Es fehlt halt wahrscheinlich nur noch die Zusage einer nahen Schule und das kann halt leider auch noch dauern...

Ich mein ich hatte mich ja darauf eingestellt lange warten zu müssen, aber jetzt scheint irgendwie alles schon so nah, aber doch unereichbar. Zu wissen, dass es höchstwahrscheinlich eine Familie für mich gibt, dass schon fest steht, wo ich hinkomme, dass ich schon Kontakt aufbauen könnte... Das zu wissen, aber halt doch nicht zu wissen. Das ist irgendwie doof.

Und auch im sonstigen Leben ist hier nicht allzu viel passiert. Schule, Ausruhen, Arbeit, Schule, Ausruhen und so weiter halt.

Immerhin wird langsam Frühling und vorallem mein Kalender wird voller. Wenn ich 2-3 Wochen in die Zukunft schaue, sehe ich ihn schon kommen, den Sturm. Nicht etwa ein schlechter Sturm mit Regen und Donner, sondern viel mehr ein Sturm, wie in diesen Glaskästen, wo auf einmal Konfetti um einen herum gepustet wird. Ich seh ihn echt schon kommen, aber jetzt sitz ich halt noch hier rum und kann einfach nur warten bis er ankommt.

Dann sind die nächsten 8 Wochenenden schon ganz oder teilweise ausgeplant und dann sind verdammt nochmal schon fast Sommerferien! Kurze Kostprobe gefällig: Talenteshow, Tanzautritt, Ostern arbeiten, Urlaub, Familienfeier, Eurovision Song Contest, 3 BLF´s in einer Woche, Geburtstage, wieder Kurzurlaub, Klassenfahrt, hau mich tot.

Ich WEISS einfach, dass die Zeit dann soooo schnell vergehen wird und das macht mir Angst. Denn jetzt sitz ich hier noch rum und wünschte, die Zeit verginge schneller und dann? Ich will die Zeit noch genießen, aber ich hab so das Gefühl, dass ich dann im Sturm stehen werde oder halt in jenem besagten Kasten und lachend versuchen werde, die ganzen Konfetti-Fetzen zu greifen, aber am Ende so aufgedreht und abgelenkt sein, dass ich nix mehr gerafft bekomme.

Und dann wird die Zeit nur so vorbeiwirbeln und dann werde ich ehe ich mich versehe wieder hier sitzen und über meine letzten Tage in Deutschland schreiben und darüber, wie unmöglich es doch ist alles in einen Koffer zu packen und darüber, wie aufgeregt ich bin und darüber, dass ich mich schon manchmal frage, was mit mir eigentlich schief läuft : D

So, das wars dann auch mal wieder mit diesem unstrukturierten Blogeintrag, von dem ich selbst nicht genau weiß, was er denn eigentlich aussagen soll. Aber vielleicht soll er ja genau das aussagen.


Machts gut und haltet die Ohren steif,
Emilia

Sonntag, 26. Februar 2017

Wie alles begann....

Wie oft wurde ich schon gefragt: "Und wie bist du auf Schweden gekommen?" ? Sehr oft.

Und Mal um Mal stocke ich und weiß nicht was ich sagen soll. Wie soll ich denn auf eine Frage reagieren, deren Antwort ich selbst nicht wirklich weiß. Wie ich ja schon vor mehr als einem halben Jahr in "Über mich" schrieb, bin ich nicht der Mensch für solche Wagnisse... Eigentlich. Noch nie war ich länger als zwei Wochen von Zuhause weg, war nie länger als eine Woche von meinen Eltern getrennt. Und dann komm ich ernsthaft auf die Idee für ZEHN Monate nach Schweden zugehen? Jap.

Doch irgendwie antworte ich dann doch immer auf diese Fragen und jedes Mal antworte ich mit einer anderen Geschichte, lass je nach Situation und Gesprächspartner mal mehr, mal weniger weg. Doch ich dachte mir, es wird Zeit mal alles von ganz vorn zu erzählen.

Dafür müssen wir zurück ins Jahr 2013 und einer 13-jährigen Emilia, die im Fernsehen "The Voice of Germany" schaut und da zum ersten Mal diesen Finnen sieht. Samu Haber sein Name und er ist Frontsänger der Band "Sunrise Avenue". Und eben diesen Samu fand ich halt ziemlich toll.

Und was macht man da? Googeln! Und dann geschah es, dass ich monatelang nur noch Musik von seiner Band gehört habe. "Finnland also... das ist das Land, wo solche Menschen herkommen", dachte ich mir. Informiert man sich über Finnland, kommt man automatisch irgendwann auf Schweden und vervollständigt das Dreigespann mit Norwegen.

Sprich, ich fand Skandinavien ziemlich toll und hab alles was im TV darüber zusehen war mit Spannung geschaut. Nun ereignete es sich, dass, durch Zufall oder nicht, mit einem Mal unheimlich viel über Schweden zu sehen war. Naturdokumentationen, irgendwas in Mare-TV, "Stockholm - Die Entspannte" in einer Serie, in der einige Hauptstädte vorgestellt wurde, Wintersport findet in Schweden statt, Schwedische Wintersportler gewinnen, der Schiedsrichter beim Fußball ist plötzlich Schwede, ich lese ein Buch zum Dritten Mal und entdecke, dass einer der Charaktere aus Schweden kommt, alle neuen Lieder sind aus Schweden, Prinzessin Madeleine bekommt ein Kind und in Mathe und Physik sprechen wir über Wissenschaftler aus Schweden.

Dieses kleine skandinavische Land mit keinen 10 Mio. Einwohnern, von dessen Existenz ich zwar wusste, aber das mir zuvor nie aufgefallen war, verfolgte mich plötzlich überall hin. Und ich wertete es als ein Zeichen. Immer und immer mehr erfuhr ich über dieses Land. Und was ich erfuhr, gefiel mir.

Ich war verliebt in das Land und die Menschen, die Landschaft und die Sprache, die Schären, die Seen, die Wälder, die niedlich tanzende Sprache, die Musik, in die niedrigen Hierachien, die gesetzlich gesicherte Gleichberechtigung, die vielen Kulturen, die entspannteren Menschen.

Zu diesem Zeitpunkt stand für mich eigentlich schon fest, dass ich irgendwann in meinem Leben mal (eine Zeit lang) in Schweden leben will. Nur wie das genau funktionieren sollte, wusste ich noch nicht. Ich wusste nur, dass es noch lange, vermutlich sogar sehr lange dauern würde und das machte mich ziemlich unglücklich.

Doch es dauerte keine 2 Monate, bis mir beim aufräumen zufällig eine alte Schülerzeitung in die Hände fiel. "In Schweden ist schon längst alles weiß", lautete die Überschrift und verwies auf einen Artikel über eine Schülerin, die derzeit in Schweden war. Sofort den Artikel durchgelesen und den Verweis auf ihren Blog entdeckt. Computer an und los. Zwei Stunden später hatte ich den gesamten Blog durchgelesen und wusste "Das will ich auch".

Und so stand der Entschluss und ich hatte mein kleines Geheimnis. Auch wenn es allen, die mich kennen so vorkommt, als würde ich schon seit Menschengedenken von Schweden reden, habe ich es nur sehr langsam nach und nach einigen Freunden erzählt. Ich selbst glaubte ja sogar noch an einen eventuellen Sinneswechsel. Vielleicht will ich das nächste Woche schon gar nicht mehr, dachte ich mir. Das dachte ich mir von Woche zu Woche, aber jeden Montagmorgen wachte ich erneut auf und wollte immer noch nichts lieber als nach Schweden.

Und so ging das immer weiter, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Und jetzt bin ich hier und es sind keine 200 Tage mehr bis zur Abreise.

Die Moral aus der Geschicht: Unterschätz den Einfluss von gutaussehenden Sängern nicht.
Okay, für diesen Satz hasse jetzt sogar ich mich selber lol. Eigentlich ist mir die Geschichte peinlich, aber hey, ich war 13. Schlimmes Alter, wenn ich so darüber nachdenke... : D


Vi hörs, Vi ses (i dina drömmar)


PS: Keiner wirds checken, für die dies tun: Sorry, ich habe das Bedürfnis genau das zu schreiben jetzt schon so lange unterdrückt

Samstag, 18. Februar 2017

Angekommen

Jaaa, Asche auf mein Haupt, es ist tatsächlich schon wieder fast einen Monat her seit meinem letzten Post. Und eigentlich ist auch gar nicht viel passiert...außer halt, dass Maria angekommen ist und das ist ja schon irgendwie ziemlich viel.

An dem Samstag, als Maria angekommen ist, hatte ich schon beim Aufstehen so ein ungutes Gefühl, wollte es aber nicht so richtig wahrhaben. Trotz viel Tee und Vitamin C bin ich Sonntagmorgen mit der Grippe des Todes aufgewacht und Maria durfte dann direkt die erste Schulwoche mal komplett alleine bestreiten. Trotzdem hat alles super geklappt.

Am Wochenende war ich dann doch wieder einigermaßen fit und es gab einen kleinen Ausflug in die näherer Umgebung. Dann war auch nur noch eine Woche Schule und jetzt genießen wir schon seit 7 Tagen die wohlverdienten Winterferien. Bis jetzt haben wir noch nicht besonders viel gemacht, das Wetter schränkt schon stark ein. Es muss so ein furchtbarer Schock für sie sein. Vom 30°C warmen Brasilien, von einer Großstadt direkt am Meer, vom Urlaubsgebiet mit zahlreichen Stränden, vom Zuhause mit Familie, Freunden und bekannter Sprache... zu uns. Ins wintergraue Deutschland, in ein Dorf mit 300 Einwohnern, fremde Sprache, fremde Menschen. Kulturschock nennt man das wohl.

Und trotzdem läuft alles echt super, wir verstehen uns sehr gut und auch sie versteht immer mehr. Auch ich lerne unglaublich viel. Nicht nur über Brasilien, sondern vorallem bin ich hautnah bei der Austauscherfahrung einer anderen Person dabei und das hilft mir schon jetzt so sehr für mein eigenes Austauschjahr. Denn am Ende haben alle Austauschschüler dieselben Probleme, Ängste aber auch Freuden. Ich kann die nächsten Wochen und Monate kaum erwarten.

Morgen geht es für uns ein paar Tage Skifahren. Das werde ich Maria wohl noch irgendwie fix beibringen müssen...obwohl,...ich bin selbst schon seit Jahren nicht mehr gefahren. Das kann ja lustig werden, aber solange wir alle vollständig wieder zurückkommen bin ich mehr als zufrieden.

Zu Schweden gibt es (immer noch) nichts Neues. Die Leute auf der Explorius-Liste kommen und gehen und bei mir gibt es weiterhin keine neuen Infos, aber man kann davon ausgehen, dass es eine Familie für mich gibt. Wahrscheinlich aber halt noch keine Schule, was dafür sorgen kann, dass die erlösende Info noch lange auf sich warten lässt. Ich will einfach so gerne wissen, wo ich hinkommen werde!

So, dann hier noch einmal das obligatorische "omg-die-Zeit-vergeht-so-schnell". Das erste Schulhalbjahr ist um und ich weiß, dass das zweite noch viel schneller vergehen wird. *eskaliert*
Naja, das wars dann auch schon wieder. Es folgen noch ein paar Bilder.

Empfangskomitee on point

Traumschloss und Traumwetter
Diesmal kein Schloss, sondern eine Burg
PS: Wir haben gerade mal Mitte Februar, es sind noch exakt 80 Tage und 40 Minuten bis zum Eurovision Song Contest und meine Obsession hat bereits jetzt ungesunde Ausmaße angenommen. Also sobald ich anfange davon zu reden: Rette sich wer kann!